Störungen auf dem SBB-Netz am 31. August 2009

Mehrere Störungen im Bahnverkehr haben am Montag die SBB vorübergehend aus dem Takt geworfen. Stundenlang unterbrochen war die Strecke Zürich HB – Ziegelbrücke. Am späteren Nachmittag normalisierte sich die Lage wieder, wie die SBB bekanntgaben.

Am folgenschwersten war die Störung zwischen Zürich und Ziegelbrücke, die von 10 Uhr 45 Uhr bis 16 Uhr andauerte. Auslöser war ein beschädigter Isolator in einer Fahrleitungsnachspannung, wie die SBB mitteilten. Er hatte zwischen Thalwil und Horgen einen Kurzschluss verursacht. Dies führte zu Umleitungen, Ausfällen und Verspätungen im Regional- und Fernverkehr.

Der  Abfahrtsanzeiger  in  Buchs (SG)  zeigt  es  an:  Der  IC  um  13.43  nach Sargans, Landquart, Chur ist ein Zug  der  ansonsten hier nicht zu finden ist. Hierbei   handelt  es  sich  um  den    via    Winterthur - Buchs   umgeleiteten

IC 569   Basel SBB  (ab: 10.33) - Zürich HB  (ab: 11.37) - Chur (planmässige Ankunfszeit wäre um 12.52 gewesen).                             Foto: Marcel Manhart

Die Intercity-Züge Basel SBB – Zürich HB - Chur wurden über Winterthur–Buchs (SG) umgeleitet, was eine Verspätung von 60 bis 90 Minuten zur Folge hatte. Die Interregio-Züge Basel SBB – Zürich HB - Chur fielen zwischen Zürich HB und Pfäffikon (SZ) aus. Betroffen waren auch die RegioExpress "Glarner-Sprinter" Zürich HB – Schwanden sowie die Züge der S-Bahn-Linien S 2 Effretikon – Ziegelbrücke und S 8 Winterthur – Pfäffikon (SZ). Zwischen Thalwil und Au wurden Bahnersatzbusse eingesetzt.

Die  Auswirkungen  dieser  Störung  war  bis  nach  Österreich  spürbar:

Hier  im  Bild  passiert  der  ÖBB EC 161 "Vorarlberg" Zürich - Wien den

Bahnhof  Dalaas am Arlberg  mit  50 minütiger  Verspätung,  welche  er

bis   zum   Zugendbahnhof   in   Wien   Westbahnhof   nicht   mehr   wett

machen konnte.                                                             Foto: Marcel Manhart

 

Wegen der Umleitung auf dem schweizerischen Streckenabschnitt zwischen Zürich HB und Buchs (SG) via Winterthur ist im Grenzbahnhof Buchs die Spitzkehre weggefallen und der Zug verkehrte auf dem österreichischen Streckenabschnitt zwischen Buchs (SG) und Wien Westbahnhof in umgekehrter Formation: Hinter der Lok sind hier die Wagen 2. Klasse zu sehen und die 1. Klasse war folglich am Zugschluss.

Tahlwil und Horgen/Au/Wädenswil waren Bahnersatzbusse im Einsatz
Ab 16 Uhr war die Strecke wieder beschränkt befahrbar. Die Fernverkehrs- und Regionalzüge verkehrten gemäss Fahrplan, doch musste am späteren Nachmittag noch mit Folgeverspätungen gerechnet werden. Einzig die S-Bahn-Züge der S 8 Winterthur–Pfäffikon SZ fielen bis am frühen Abend zwischen Thalwil und Horgen noch aus. Dafür verkehrten weiter Bahnersatzbusse.

Wie die SBB weiter mitteilten, unterbrach zudem am Montagmorgen ein umgestürzter Baum die Bahnlinie zwischen Pino-Tronzano und Luino auf der Bahnstrecke Bellinzona–Luino. Die Störung konnte schliesslich kurz nach 9 Uhr 30 behoben werden.

Ebenfalls am Montagmorgen kam es zwischen Stans und Dallenwil auf der Linie Luzern–Engelberg zu einer Stellwerkstörung. Der Betrieb konnte kurz vor Mittag wieder fahrplanmässig aufgenommen werden.

Vorübergehend unterbrochen war am Montagnachmittag auch die Linie Aarau–Brugg, nachdem es zwischen Rupperswil und Wildegg zu einer Störung gekommen war.

 

 

Mehr zum Thema: Linie Zürich-Ziegelbrücke

wegen Fahrleitungsstörung unterbrochen

Infolge einer Fahrleitungsstörung ist die Linie Zürich-Ziegelbrücke seit 10.45 Uhr für den Bahnverkehr unterbrochen. Es muss mit Verspätungen, Zugsausfällen und Umleitungen gerechnet werden. Betroffen sind sowohl der Regional- als auch der Fernverkehr. Für die S-Bahnen verkehren Busse zwischen Thalwil und Au ZH.

Wegen einer Fahrleitungsstörung zwischen Thalwil und Horgen ist die Linie Zürich-Ziegelbrücke seit 10.45 Uhr für den Zugverkehr unterbrochen. Dies führte zu Umleitungen, Ausfällen und Verspätungen im Regional- und Fernverkehr.

Momentan verkehren die Züge wie folgt:
Die Intercity-Züge Basel SBB-Chur leitet die SBB über Winterthur-Buchs SG um. Die Gesamtreisezeit verlängert sich um 60 Minuten.
Die Interregio-Züge Basel SBB-Chur fallen zwischen Zürich HB und Pfäffikon SZ aus.
Die Regionalzüge Zürich HB-Schwanden GL fallen zwischen Thalwil und Wädenswil aus. Reisende von Zürich nach Glarus und Schwanden benützen die S-Bahn-Züge S5 Oberglatt-Pfäffikon SZ und steigen in Pfäffikon um.
Die Züge der S2 Effretikon-Ziegelbrücke und der S8 Winterthur-Pfäffikon SZ fallen zwischen Thalwil und Au ZH aus. Es verkehren Bahnersatzbusse zwischen Thalwil und Au ZH.

Die Fernverkehrs-Züge Zürich-Zug-Luzern verkehren nach Fahrplan. Die SBB bittet die Reisenden, die Durchsagen in den Zügen und auf den Perrons zu beachten. Die Störung kann gemäss ersten Prognosen bis 16 Uhr behoben werden.

Aktuelle Informationen erhalten Reisende via: Automatische Bahnverkehrsinfo, Tel. 166 (CHF 0.50 pro Anruf und pro Minute), 24 Stunden; Rail Service 0900 300 300 (CHF 1.19/Min.), 24 Stunden; Teletext SF1 Seite 487 und auf www.sbb.ch/166.

Die SBB bittet die Reisenden um Verständnis.

 

 

 

Strecke wieder beschränkt befahrbar

Die Linie Zürich-Ziegelbrücke ist seit 16 Uhr wieder beschränkt befahrbar. Die Fernverkehrszüge und die S-Bahn-Züge der S2 verkehren nach Fahrplan, es ist jedoch teilweise mit Folgeverspätungen zu rechnen. Die S- Bahn-Züge der S8 fallen bis zum voraussichtlichen Störungsende um 18 Uhr zwischen Thalwil und Horgen aus, es verkehren Bahnersatzbusse. Ursache für die Störung, die um 10.45 Uhr auftrat, war ein beschädigter Isolator in einer Fahrleitungsnachspannung.

Die Linie Zürich-Ziegelbrücke war heute von 10.45 Uhr bis 16 Uhr für den Bahnverkehr unterbrochen. Ein beschädigter Isolator in einer Fahrleitungsnachspannung hatte zwischen Thalwil und Horgen einen Kurzschluss verursacht. Dies führte zu Umleitungen, Ausfällen und Verspätungen im Regional- und Fernverkehr.

 

Seit 16 Uhr ist die Strecke wieder beschränkt befahrbar. Die Fernverkehrs- und Regionalzüge verkehren gemäss Fahrplan, es ist jedoch noch mit Folgeverspätungen zu rechnen. Einzig die S-Bahn-Züge der S8 Winterthur-Pfäffikon SZ fallen voraussichtlich bis 18 Uhr zwischen Thalwil und Horgen aus. Es verkehren Bahnersatzbusse. Gemäss der aktuellen Prognose kann die Strecke um 18 Uhr wieder uneingeschränkt befahren werden.

Aktuelle Informationen erhalten Reisende via: Automatische Bahnverkehrsinfo, Tel. 166 (CHF 0.50 pro Anruf und pro Minute), 24 Stunden; Rail Service 0900 300 300 (CHF 1.19/Min.), 24 Stunden; Teletext SF1 Seite 487 und auf www.sbb.ch/166.

Die SBB entschuldigt sich bei den betroffenen Kundinnen und Kunden für die Unannehmlichkeiten und dankt ihnen für die Geduld.

 

 

 

Arbeiten während der grossen SBB-Störung

Ein Betriebsunterbruch ist immer eine ärgerliche Sache. Vorallem für die Reisenden, aber auch für das davon betroffene Personal. Wie “der Tag der grossen Störung” für einen Kondukteur aussah, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Montag, 31. August 2009; 09:30 Uhr
Gestern bin ich erst gegen 01:15 Uhr nach Hause gekommen. Nach einigen Stunden Schlaf beginnt ein neuer Tag. Wenn ich wüsste, was heute auf mich zukommen wird, dann würde ich wohl noch ein paar Minuten im Bett liegenbleiben. Doch ich bin kein Hellseher, also stehe ich auf.

Ich mache die Morgentoilette, ziehe mich an und halte im Kühlschrank Ausschau nach etwas Essbarem. Ein Schoggibrüggeli, das ist heute mein Zmorge. Und eine Tasse kalte Milch. (Ich trinke keinen Kaffee.)

Daraufhin setze ich mich vor meinen iMac und schaue im Einteilungsprogramm nach, wie ich heute arbeiten soll. 16:01 Uhr bis 00:57 Uhr. Ich liebe Spätdienste! (Gehöre damit aber zur Minderheit in meinem Zugpersonal-Depot.)

Nun bearbeite ich einige eingetroffene Emails, moderiere die Kommentare auf schweizweit.net, werfe einen Blick in die Besucherstatistiken und lese über den RSS-Reader andere Blogs. Nach wie vor gehe ich von einem ganz normalen Arbeitstag aus.

Montag, 31. August 2009; 10:45 Uhr
Per Internet erfahre ich von der Fahrleitungsstörung im Raum Thalwil – Horgen. Diese Strecke werde ich heute am späten Nachmittag auch befahren. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Störung bis dahin behoben sein wird.

Trotzdem behalte ich die Newsmeldungen im Auge.

Die Züge von Zürich nach Chur werden also über Winterthur – St. Gallen – Romanshorn Rorschach umgeleitet. Die Reisenden müssen mit Verspätungen von 60 Minuten rechnen. Mir tun die Kollegen leid, welche auf diesen Zügen Dienst tun müssen.

Montag, 31. August 2009; 15:00 Uhr
Die Fahrleitungsstörung dauerte deutlich länger, als ich erwartet hätte. Nun scheint sich die Lage aber zu normalisieren. Ich schalte meinen iMac ab, schaue noch eine halbe Stunde fern und mache mich dann bereit für die Arbeit.

Gegen 15:30 Uhr verlasse ich das Haus, gegen 15:34 Uhr bin ich im Bahnhof. Hat schon seine Vorteile, ein solch kurzer Arbeitsweg. Tatsächlich habe ich es fertig gebracht, Ende Juli in eine Wohnung zu ziehen, welche zwar nur vier Gehminuten vom Bahnhof entfernt ist, von der aus man den Bahnhof aber weder sieht noch hört.

Im Bahnhof angekommen gehe ich durch eine unscheinbare Türe, welche sich nur mit einem elektronischen Chip öffnen lässt. Dann geht es zwei Treppen hinauf; die erste sportliche Betätigung an diesem Tage.

Den Lift lasse ich links liegen, dem traue ich nämlich nicht. Schon öfters hat er mich nicht dorthin gebracht, wo ich eigentlich hin sollte. Manchmal drückt man den Knopf für das Obergeschoss, wird aber in den Keller hinunter befördert. Ein anderes Mal schliessen sich zwar die Türen, doch der Lift bewegt sich nicht und gibt die Türen auch nicht wieder frei.

Das letzte Mal, als ich mit diesem Lift im dunklen Keller landete, das war gestern. Christian Hauser kann es bezeugen. :) Doch dort lag der Fehler bei uns selbst. Wir standen zu viert im engen Lift und irgendjemand muss wohl den falschen Knopf gedrückt haben…

Montag, 31. August 2009; 15:55 Uhr
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Ich habe meine Arbeitsgeräte und -dokumente aus meinem persönlichen Spind genommen, das Zugpersonalgerät zum Laufen gebracht, das Handy eingeschaltet, das Datum in der Zange auf den 31.08. gestellt, meinen Tourenbeschrieb für den heutigen Tag ausgedruckt, im Computersystem nach allfälligen Gruppenreservationen für meine Züge gesucht, mich mit Kinderbilletten ausgestattet und vieles mehr. Was man halt so macht, bevor es ernst gilt.

Um 16:09 Uhr fährt mein Zug, so steht es im Computer. Es ist nun 15:58 Uhr, höchste Zeit, aufs Perron zu gehen. Dort angekommen, läutet mein Telefon. “Wer will denn jetzt schon etwas von mir?”, schiesst es mir durch den Kopf. Es ist der Einteiler, wie ich auf dem Display erkennen kann.

“Hoi Andreas. Bist du schon auf dem Perron?” 
“Natürlich! Soeben angekommen.” 
“Ach, hättest nicht so pressieren müssen. Du fährst nicht mit.” 
“Wie, was, warum?” 
“Wir brauchen dich auf dem 586, um 17:09 Uhr, also in einer Stunde. Für den 582, den du eigentlich hättest begleiten müssen, kommt jemand anders.” 
“Ah, ja so; dann gehe ich halt wieder.” 
“Kannst noch ein bisschen bezahlte Pause machen. Ah ja, was ich noch sagen wollte: Der 586, der wird mit ein paar Minuten Verspätung abfahren. Dein Zug ist nämlich jetzt unterwegs von Zürich nach Chur via Winterthur – Rorschach. Es ist der letzte Zug, der noch so umgeleitet wird. Du fährst dann aber direkt von Chur nach Zürich, ohne Umweg über das St. Galler Rheintal.” 
“Alles klar, dann weiss ich Bescheid. Danke dir!” 
“Schwer enttäuscht” darüber, dass ich nun doch noch nicht mit der Arbeit beginnen kann und noch eine Stunde bezahlte Pause habe, gehe ich zurück auf Feld eins, sprich ins Depot.

Nun habe ich Zeit, mich um ein anderes Problem zu kümmern: Gestern Sonntag erhielt ich eine Einladung für einen Kurs, welcher am nächsten Donnerstag, 3. September, stattfinden soll. Ein “Lernbegleiter-Kurs”. Wusste gar nicht, dass ich überhaupt Lernbegleiter bin… Ok, ich hatte einmal einen Tag lang eine Lehrtochter dabei (die älter war als ich) und gestern kam der Christian Hauser als Schnupperstift mit. Aber ob es deswegen gleich einen Kurs braucht?

Kommt hinzu, dass ich am Donnerstag eigentlich einen arbeitsfreien Tag eingeteilt und den Tag bereits verplant habe. Und auf der Einladung steht nur:

Sie sind für die Lernbegleiter/innen-Schulung am 03.09.2009 angemeldet. (…)

Wir wünschen Ihnen einen interessanten Kurs und viel Vergnügen.

Freundliche Grüsse

XY

Entschuldigung! Wo findet der Kurs statt? Und wann? Was muss ich mitbringen? Was muss ich vorbereiten? Zu diesen Fragen finde ich in der “Einladung” keine Angaben. Und auch im Einteilungsprogramm und in der Online-Lernplattform der SBB lässt sich nichts dazu finden.

Doch die Einladung gilt mir, dass ist offensichtlich. Denn oben steht mein Name.

Zu allem Übel lassen sich auf dem Brief auch keine Telefonnummern oder Email-Adressen finden, mit denen ich bei den unterzeichnenden Personen mal nachfragen könnte.

Jetzt liegt der Ball bei meinem Chef. Soll der sich mal um das ominöse Schreiben kümmern. Ich kann damit jedenfalls nichts anfangen.

Montag, 31. August 2009; 16:45 Uhr
Die “Zwangspause” in Chur ging rasch vorüber. Nun versuche ich es nochmals und begebe mich zum zweiten Mal an diesem Tag aufs Perron. Auf der Anzeigetafel steht, dass mein Zug 15 Minuten Verspätung haben wird.

“Naja, könnte schlimmer sein.”, denke ich mir. In der Zwischenzeit beantworte ich die zahlreichen Fragen der auf dem Perron stehenden Fahrgäste.

Viele wollen wissen, welcher Zug schneller in Zürich ist: Meiner oder derjenige, der um 17:16 abfährt und bereits im Bahnhof steht. Ich rechne damit, dass wir gegen 17:24 Uhr in Chur abfahren können und dass wir bis Zürich nirgends eine Möglichkeit haben, den anderen Zug zu überholen. Deshalb sage ich den Reisenden, dass der andere Zug sehr wahrscheinlich kurz vor uns in Zürich eintreffen wird.

Auf die Frage, um welche Zeit denn unser Zug in Zürich sei, wage ich eine Prognose und teile den Leuten mit: “Ich rechne damit, dass wir gegen 18:50 Uhr in Zürich HB eintreffen.” Es ist jetzt ungefähr 17:05 Uhr und ich schätze, dass wir um zehn vor sieben in Zürich sind. Ein Fahrgast sagt mir, er finde es mutig, jetzt schon eine Prognose zu machen und er werde mich dann beim Wort nehmen.

Montag, 31. August 2009; 17:22 Uhr
Mein Zug trifft in Chur ein. Ich muss noch eine Bremsprobe machen und dem Lokführer die Belastung abgeben, ihm also mitteilen, was für Wagen er hinter sich her zieht. Für diese Aufgaben rechne ich mit ungefähr 10 Minuten. Glücklicherweise sind mir der ankommende Lokführer als auch der ankommende Zugbegleiter dabei behilflich.

Beide hätten vor eineinhalb Stunden Feierabend gehabt und könnten jetzt eigentlich umgehend nach Hause gehen. Die SBB zahlt ihnen nichts dafür, dass sie noch länger bleiben und mir helfen.

Doch für einen Bähnler ist es Ehrensache und eine Selbstverständlichkeit, alles zu unternehmen, um einen verpäteten Zug so rasch als möglich wieder fahren zu lassen. Deshalb helfen mir die beiden, so dass ich und vor allem meine Fahrgäste möglichst wenig zusätzliche Verspätung erhalten.

Schlussendlich bringen wir es fertig, dass der Zug den Bahnhof Chur um 17:32 Uhr verlässt. Mit einer Verspätung von 23 Minuten düse ich nun mit meinen Fahrgästen in Richtung Zürich.

Eigentlich hätte mein Plan für heute folgendes vorgesehen:

16:09 – 18:27 Uhr: Chur – Zürich – Basel
18:33 – 19:26 Uhr: Basel – Zürich
19:40 – 20:00 Uhr: Zug vorbereiten in Zürich
21:04 – 21:50 Uhr: Zürich – Luzern
22:10 – 22:56 Uhr: Luzern – Zürich
23:12 – 00:45 Uhr: Zürich – Chur

Nun schaut alles danach aus, als ob ich heute nicht nach Basel fahre, sondern in Zürich warte, bis ich den 20:00-Zug vorbereiten kann.

Montag, 31. August 2009; 18:17 Uhr
Die Kontrolle ist beendet, alle offenen Fragen der Reisenden beantwortet. Im Dienstabteil warte ich nun, bis wir in den Zimmerbergtunnel einfahren. Sobald wir in diesem Tunnel sind, dauert es noch ungefähr 12 Minuten bis zum Hauptbahnhof Zürich.

Kaum eingefahren, starte ich mein Zugpersonalgerät auf und erkundige mich online über die Anschlussmöglichkeiten für meine Fahrgäste. Ihre fahrplanmässigen Anschlüsse sind natürlich alle seit rund 20 Minuten bereits weg, deshalb schaue ich nun, wann die nächsten Anschlusszüge fahren.

Daraufhin gebe ich die Informationen per Lautsprecher an die Reisenden weiter.

Montag, 31. August 2009; 18:53 Uhr
“Geschätzte Fahrgäste, wir treffen in Zürich Hautbahnhof ein!”

Drei Minuten später als ursprünglich (in Chur) prognostiziert erreichen wir unser Ziel. Da lag ich nicht mal so sehr daneben. Normalerweise würde der Zug noch nach Basel weiterfahren. Doch infolge der grossen Verspätung endet er heute ausserordentlich in Zürich. Glücklicherweise haben jene Fahrgäste mit Destination Basel bereits um 19:02 Uhr einen direkten Zug nach Basel.

Nachdem alle Fahrgäste ausgestiegen sind, gehe ich nochmals durch den Zug und versichere mich, dass er wirklich leer ist und niemand meine Durchsage überhört hat. Denn sowas kommt immer mal wieder vor.

Als auch das erledigt ist, begebe ich mich in die Personalräume. Dort treffe ich jenen Mitarbeiter, der eigentlich um 16:09 Uhr mit mir nach Basel hätte fahren sollen. Und in Basel wäre er dann mit dem 19:17 Uhr – Zug nach Luzern gefahren, wo wir uns wieder getroffen hätten.

Nun ist es 19:05 Uhr und er sitzt in Zürich. Scheint so, als sei auch sein heutiger Plan über den Haufen geworfen worden. Ich frage ihn, wie seine Tour heute aussieht.

So wäre es für ihn eigentlich vorgesehen gewesen:

16:09 – 18:27 Uhr: Chur – Zürich – Basel
19:17 – 20:30 Uhr: Basel – Luzern
22:10 – 22:56 Uhr: Luzern – Zürich
23:12 – 00:45 Uhr: Zürich – Chur

Doch statt von Zürich über Basel nach Luzern zu fahren, wartet er nun bis kurz vor 21 Uhr, um dann mit mir um 21:04 Uhr von Zürich nach Luzern zu fahren. Auf diesem Zug wäre ich sonst alleine. Umso mehr freue ich mich nun, dass er mich begleitet.

An dieser Stelle muss ich dann auch gleich auf etwas hinweisen, von dem die meisten Fahrgäste gar nichts mitbekommen: Rund um die Störung sind dutzende Mitarbeiter der SBB damit beschäftigt, Zugpersonal, Lokführer und Rollmaterial so zu disponieren, dass es zu möglichst keinen Zugausfällen kommt.

Wie schwierig das ist, kann man sich nur in Ansätzen vorstellen. Nur wenn Zugpersonal UND Lokführer UND das Rollmaterial vorhanden ist, kann der Zug auch wirklich fahren. Wenn bei einer Störung nun die ganze Planung über den Haufen geworfen wird, ist es sehr schwierig, den Betrieb doch noch einigermassen am Laufen zu halten. Ein grosses Kompliment deshalb an dieser Stelle an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Dispo-Zentralen, welche immer wieder unglaubliches leisten!

Montag, 31. August 2009; 21:04 Uhr
Das Chaos hat sich gelegt. Nun läuft alles wieder planmässig. Von diesem Punkt an geht meine Tour so weiter, wie ursprünglich vorgesehen. Die Fahrt nach Luzern verläuft ruhig und ohne erwähnenswerte Zwischenfälle. In Luzern steigen dann viele Besucher des Lucerne Festival ein. Darunter auch – wie schon gestern – ein früherer Tagesschau-Moderator mit seiner Frau. Ein Moderator, der bekannt war für die Aussage “zum Schluss noch dies”.