ÖBB Fahrplan-Entwurf verärgert die Pendler

Die Züge waren vor 45 Jahren um zwei Minuten schneller von Wien nach St. Pölten unterwegs. Von Andrea Stoiser - Niederösterreichische Nachrichten

„Das ist eine wesentliche Verschlechterung zum jetzigen Fahrplan“, ärgert sich ein Pendler aus Eichgraben über den Fahrplanerstentwurf für 2009/2010. Er bringt empfindliche Fahrzeitverlängerungen auf der Westbahnstrecke zwischen Hütteldorf und St. Pölten.

„Der Regionalzug hält nun auch zwischen Wien und Tullnerbach-Pressbaum in allen Haltestellen, wodurch sich bereits die Fahrzeit verlängert. Und er muss nun in beiden Fahrtrichtungen in Tullnerbach-Pressbaum um jeweils 10 Minuten länger stehen bleiben, um zwei Schnellzüge vorfahren zu lassen.“
Auch der Regionalexpress (REX) müsse in Tullnerbach-Pressbaum den höherwertigen Railjet vorlassen und stehe um fünf Minuten länger. „In der Gegenrichtung schafft es der REX zwar bis Hütteldorf, doch dort ist für das Vorfahren ein Aufenthalt von fünf Minuten eingeplant.“ Was dem Eichgrabner noch sauer aufstößt, ist die Tatsache, dass im Fahrplan die Aufenthaltszeiten verschleiert werden: „Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man die Stehzeiten.“

Auch Johannes Koller aus Unteroberndorf klagt: „Ich fahre seit 1974 mit der Bahn, aber die Qualität ist in den letzten Jahren immer schlechter geworden. In der Früh passen die Fahrzeiten im Großen und Ganzen, aber am Abend wartet man oft eine Stunde, wenn man einen Zug knapp versäumt. Mit so einer Fahrplangestaltung wird die Bahn abgewürgt, irgendwann fahren auch die Hardliner nicht mehr damit.“
Es ist die Summe der kleinen Dinge wie Verspätungen, kaputte Türen, ausgefallene Klimaanlagen, die die Pendler ärgern.
Bekrittelt werden auch die wegen der permanenten Verspätungen auf der Westbahn meist nur am Papier bestehenden Schnellbahnanschlüsse in Richtung Meidling: „Von zehn Mal erreicht man die Schnellbahn einmal.“
Fazit ist, dass im neuen Entwurf zwar die Zugzahl gleich bleibt, die Qualität aber wesentlich schlechter wird.

Ein Bahnfan aus dem Wienerwald hat sich die Mühe gemacht, einen Vergleich der Verkehrs- und Fahrzeiten bis zum Jahr 1958 zusammenzustellen: „Abgesehen, dass man in früheren Zeiten etwa halbstündlich einen Zug ergattern konnte, braucht der Regionalzug von Wien nach St. Pölten im kommenden Jahr für diese Strecke um zwei Minuten länger als der Personenzug im Jahr 1964!“
Wie ÖBB-Pressesprecher Mario Brunnmayr betont, werde man die Kritikpunkte sehr ernst nehmen. Er verweist darauf, dass es sich um Entwürfe und keine finalisierten Ausgaben handelt: „Um mögliche Unstimmigkeiten und Missverständnisse auszuräumen, erfolgt eine laufende Abstimmung mit Land und Gemeinden.“

Der Landtagsabgeordnete und Eichgrabener Bürgermeister Martin Michalitsch kennt den neuen Entwurf noch nicht, will sich aber umgehend informieren und Kontakt mit dem zuständigen Landesrat Heuras aufnehmen. BZÖ-Gemeinderat Edwin Skorepa aus Maria Anzbach fordert, dass sich alle Bürgermeister der Region wegen der Pendlersorgen zusammensetzen, denn: „Es ist ein Wahnsinn, was da auf uns zukommt.“