Wegen eines Vorfalls sollte man nicht von einer Überfallswelle reden

Ein Mann wird kurz vor der Abreise im Nachtzug von Unbekannten mit dem Messer bedroht und beraubt. Ein Novum für die SBB.

Die Sicherheitsmassnahmen werden trotzdem nicht verstärkt.

Samstagabend 26. Dezember 2009 kurz vor 22.30 Uhr auf dem Zürcher Hauptbahnhof. Ein 24-jähriger Zugpassagier hat es sich im Nachtzug EN 467 für die Reise nach Wien bequem gemacht, als zwei Männer in sein Abteil eindringen, ihn würgen und mit dem Messer bedrohen, bis er seine Wertsachen aushändigt. Danach ergreifen die beiden die Flucht. Auch heute noch fehlt von den Tätern jede Spur, teilt die Kantonspolizei auf Anfrage mit.

Die Heftigkeit des Überfalls überrascht. «Dass ein Passagier in einem stehenden, abfahrbereiten Nachtzug überfallen wird, ist ein Einzelfall für uns», sagt Reto Kormann, Mediensprecher der SBB. «Vor Jahren kam es bereits vor, dass Nachtzüge in Richtung Italien von organisierten Banden überfallen und die Passagiere bedroht wurden. Das hat aber nicht Schule gemacht.»

«Gewaltbereitschaft macht vor den Zügen nicht Halt»

Trotz dieses Vorfalls plant die SBB keine zusätzlichen Sicherheitsmassnahmen. «Wegen eines Vorfalls sollte man nicht von einer Überfallswelle reden», so Kormann. Das Sicherheitspersonal sei im Bahnhof Zürich bereits rund um die Uhr präsent – auch in zivil – und auf den Nachtzügen sei Personal zugegen. «Aber wir ziehen unsere Schlüsse aus dem Vorfall und überprüfen die Angelegenheit. Insbesondere gilt es zu klären, ob es Sicherheitslücken gibt oder ob wir etwas hätten merken müssen.»

Der Zug sei eben ein Massentransportmittel, das den gesellschaftlichen Trends wie der zunehmenden Gewaltbereitschaft ausgesetzt sei, argumentiert Kormann weiter. «Solche Tendenzen machen vor den Zügen nicht Halt. Wir versuchen, mit unseren Sicherheitsmassnahmen, diesen Entwicklungen zu begegnen und der Gewalt Einhalt zu gebieten.»