ÖBB stellt nach Blitzschlag-Schaden S-Bahn-Verkehrsplan in Wien um

Die ÖBB hat als Folge eines massiven Blitz-Schadens im Stellwerk Süssenbrunn den S-Bahn-Verkehr in der Ostregion um Wien neu aufgestellt. Um Staus bei einem Nadelöhr einer dadurch nur eingleisig befahrbaren Strecke zu vermeiden, wurde die Zahl der Züge reduziert. Der Schaden führte in Kombination mit einer planmäßigen Baustelle zwischen dem Praterstern und Traisen zu massiven Verzögerungen, sagte Unternehmenssprecher Alfred Ruhaltinger am Mittwoch. Vergangene Woche sei die Pünktlichkeit auf 68 Prozent gesunken.

Foto: Marcel Manhart

Ein Blitzschlag beschädigte das Stellwerk in der Donaustadt Anfang Juli so stark, dass es abgetragen und neu errichtet werden muss. Bis zum Herbst soll es dadurch Behinderungen geben. "Das Problem ist der Zugdurchfluss, das haben wir unterschätzt", räumte Ruhaltinger Fehler bei der Verkehrsplanung nach dem Zwischenfall ein. "Es wirkt sich auf den gesamten Verkehr von Osten Richtung Wien aus." Als Gegenmaßnahme habe man mit Ende der Woche vorübergehend 60 Züge aus allen Strecken im gesamten Ost-Verkehrs-Netz gestrichen, dort gibt es täglich über 2.000 Verbindungen. "Jetzt sind wir wieder bei einer Pünktlichkeit von knapp 90 Prozent", so der Sprecher.

Die Baustelle zwischen den Haltestellen Praterstern und Traisengasse ist seit letzter Woche fertiggestellt und die Strecke wieder zweigleisig befahrbar. Die Reparatur des Stellwerks soll aber noch Wochen oder Monate andauern, verschärft wird die Situation weiterhin durch geplante Baustellen auf verschiedenen Strecken. Am Donnerstag werden bei einer Sitzung daher noch einmal die genauen Massnahmen bis zur Wiederherstellung des Stellwerks in Süssenbrunn besprochen, bestätigte Ruhaltinger einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Kurier".

Neben Änderungen im Fahrplan sind auch zusätzliche Informationen für die Fahrgäste vorgesehen. "Wir werden auf die betroffenen Bahnsteige Personal stellen, das die Fahrgäste informiert", erklärte der Sprecher. Es habe sich gezeigt, dass Folder und Plakate nicht reichen. Spätestens bis 14. Dezember 2009 sollen alle S-Bahn-Züge wieder planmässig verkehren. Zu diesem Zeitpunkt wird der jährlich neu überarbeitete Fahrplan veröffentlicht.

Der massive Schaden durch den Blitzeinschlag in dem Stellwerk entstand wegen eines Kupferdraht-Diebstahls: Kriminelle hatten die Erdungskabel beim Blitzableiter des Bahnhofs entwendet.

 

 

 

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S-Bahn-Verspätungen: ÖBB appelliert an "Geduld"

Die S-Bahn-Verspätungen in der gesamten Ostregion sorgen für heftigen Unmut unter den Fahrgästen der ÖBB. Aktuell wird an neun Stellen gebaut. Ab Dezember fahren auch Fernverkehrszüge über das S-Bahn-Netz. 

Die S-Bahn-Verspätungen in der gesamten Ostregion sorgen für heftigen Unmut unter den Fahrgästen der ÖBB. "Zehn bis 15 Minuten Verspätung sind Standard", baklagen sich Fahrgäste, die etwa von Wiener Neustadt täglich nach Wien pendeln.

Seit Montag sorgen zwei weitere Baustellen für Verspätungen: In Wien-Mitte haben Gleisbauarbeiten begonnen, in Wien-Meidling finden Fundierungsarbeiten statt. Auf beiden Strecken fallen laut ÖBB-Informationen bis in den Herbst Züge und S-Bahnen aus. In der gesamten Ostregion wird aktuell an neun Stellen gebaut.

 

Ende des Jahres sollte sich die Lage normalisieren, sagt ÖBB-Sprecher Herbert Ofner gegenüber DiePresse.com. Das Stellwerk Süßenbrunn - dessen Totalausfall im Moment laufend Verspätungen von fünf bis zehn Minuten verursacht - sollte dann zumindest provisorisch wiederhergestellt sein.

 

Ab Dezember: Fernverkehr nutzt S-Bahn-Netz
Ab Dezember könnte sich die Situation jedoch an einer anderen Stelle verschärfen. Denn der ausgebaute Bahnhof Wien-Meidling übernimmt für drei Jahre "provisorisch" die Funktionen des Südbahnhofs, der Anfang 2010 abgerissen wird. Fernverkehrszüge nach Tschechien und Polen bzw. nach Kärnten enden ab 13. Dezember in Meidling. Einige Züge nutzen zusätzlich das Schnellbahnnetz und halten auch in den Stationen Wien-Mitte, Praterstern und Floridsdorf.

Diese Mehrbelastung sei aber "tragbar", sagt Ofner. "Unseren Streckensimulationen zufolge (mit denen die ÖBB die Flüssigkeit des Verkehrs errechnen, Anm. d. Red.) geht sich das aus."

 

ÖBB wirbt um "Verständnis und Geduld"
Ofner appelliert jedenfalls an das Verständnis und die Geduld der S-Bahn-Nutzer: "Die Investition ist notwendig. Und die Verbesserungen kommen letztendlich ja den Fahrgästen zugute." 2009 sei, was die Bautätigkeit betrifft, eines der intensivsten Jahre, die die ÖBB je hatten, sagt Ofner. Insgesamt wird das Streckennetz der S-Bahn um mehr als 40 Millionen Euro ausgebaut.

Um die Situation für die Fahrgäste etwas zu erleichern, informieren die ÖBB mittels Foldern, im Internet und per Durchsage. Vergangene Woche startete eine "Fahrgast-Info-Offensive". 25 ÖBB-Mitarbeiter sind zwischen Floridsdorf und Meidling unterwegs und verteilen dort rund 100.000 Info-Folder.

 

 

 

S-Bahn: ÖBB gestehen Fehler ein

Bei den Schnellbahnzügen in der Ostregion gibt es seit Wochen massive Verspätungen. Gründe dafür sind das durch Bitzschlag zerstörte Stellwerk in Süssenbrunn und Baustellen. Die ÖBB gestehen Fehler ein und geloben Besserung.
   
ÖBB räumen schlechte Planung bei Baustellenfahrplan ein
Mehrere Faktoren führten zu Zusammenbruch

Als es darum ging, einen Baustellenfahrplan zu erstellen, habe man den Fehler gemacht, zu sehr an der äußersten Kapazitätsgrenze zu planen, gibt Arnold Schiefer, Vorstand der ÖBB-Infrastruktur Betrieb AG zu.

"Die Realität hat uns gezeigt, dass wir zu wenig Puffer eingeplant haben für außergewöhnliche Ereignisse, wie das durch den Blitzschlag Ende Mai im Stellwerk Süssenbrunn der Fall war", so Schiefer.

Dieser Umstand kombiniert mit den zahlreichen ÖBB-Baustellen führte dann zum Zusammenbruch des Systems. "Es ist die Situation, so wie sie in den letzten Wochen für die Fahrgäste war, vollkommen unzumutbar, wir müssen uns entschuldigen", sagt Schiefer.
   
Weniger Züge und mehr Personal als Gegenmassnahmen
Bald soll alles runder laufen

Einige Gegenmaßnahmen wurden bereits gesetzt. So sind in der Ostregion jetzt um 60 Schnellbahnzüge weniger im Einsatz, damit sollen die Verspätungen gedrosselt werden. Denn durch die Zerstörung des Stellwerks Süssenbrunn ist eine Strecke nur eingleisig befahrbar, was zu Staus führte.

Dadurch liege man laut ÖBB wieder bei einer Pünklichkeit von knapp 90 Prozent. Aber sobald irgendwo auf der Strecke nur eine Weiche bricht, werde es wieder zu Verspätungen kommen, räumen die ÖBB ein.

In spätestens zwei Wochen wollen die ÖBB auch die Informationen auf den Bahnsteigen verbessert haben. Dann kommt geschultes Personal zum Einsatz, das über Zugverspätungen und Umsteigemöglichkeiten informiert. Es habe sich gezeigt, dass Folder und Plakate nicht reichen.
   
Suche nach Lösungen
Am Donnerstag werden bei einem Krisengipfel mit allen ÖBB-Verantwortlichen nochmals die genauen Maßnahmen besprochen, die notwendig sind, bis das Stellwerk Süssenbrunn wieder aufgebaut ist.

Das Stellwerk wurde durch den Blitzschlag komplett zerstört. Die Schadenssumme beträgt laut ÖBB sieben Millionen Euro. Bis Ende des Jahres soll das Stellwerk neu gebaut sein.

Der massive Schaden durch den Blitzeinschlag in dem Stellwerk entstand wegen eines Kupferdraht-Diebstahls. Unbekannte hatten die Erdungskabeln beim Blitzableiter des Bahnhofs entwendet.

 

 

 

Notbremsung: Neue Fahrpläne kommen

Die ÖBB reagieren jetzt auf das unzumutbare Verspätungs-Chaos in der Ostregion. Wie in der gestrigen KURIER-Ausgabe berichtet, sind die Schnellbahnkunden sauer. Dienstagnachmittag gab es schon das nächste Ärgernis: Weichenprobleme auf der S-1-Strecke sorgten für 30 Minuten Verspätung. Das Image der Bahn ist ramponiert.

"Die Situation der vergangenen Wochen war für den Fahrgast unzumutbar. Wir wollen und müssen das Vertrauen zurückgewinnen", gab Arnold Schiefer, Vorstandsdirektor der ÖBB-Betriebs AG im KURIER-Telefonat unumwunden zu.

Sogar interne - für die ÖBB wenig erbauliche - Eckdaten wurden präsentiert: Täglich sind in der Ostregion 620 Züge unterwegs. In der Regel sind mindestens 90 Prozent pünktlich. Seit Ende Mai - mit Beginn der Bauarbeiten am Streckennetz - sank dieser Wert auf 68 Prozent. Tatsächlich haben sich die Planer mit der Dichte der Schienen-Baustellen übernommen. Schiefer: "Unsere Simulationen waren zu optimistisch. Faktum ist, dass es sich nicht ausgegangen ist."

60 Züge weniger
Donnerstag tritt ein ÖBB-Krisenstab zusammen. Von den 620 täglichen Garnituren sollen 60 Züge herausgenommen werden. Somit erspart man sich vor den Baustellen längere Stehzeiten. Weniger Züge auf der Schiene ermöglichen flexiblere Geschwindigkeiten. Der Fahrplan wird gecheckt. "Wir werden ein Angebot erstellen, das 90-prozentige Pünktlichkeit garantiert", hofft Schiefer.

Besseres Service
Auch die Defizite beim Service sollen behoben werden. Durch die Verspätungen gaben die Bahnsteig-Anzeigen falsche Zugs-Infos. Angepasst an den "abgespeckten" Fahrplan werden sie neu programmiert. Zusätzlich sollen in Zukunft Fahrplan-kundige Mitarbeiter auf den Bahnsteigen informieren. "Folder zu verteilen, reicht nicht. Wir haben erkannt, dass der Mensch als Info-Geber nicht ersetzbar ist", so Schiefer.

Plötzlich steht auch der neue Fahrplan (gültig ab 13. Dezember) zur Diskussion. Ab diesem Zeitpunkt ersetzt der Bahnhof Meidling den Südbahnhof. Fernverkehrszüge sollen dann über das S-Bahnnetz fahren. "Wir müssen uns dieses Programm noch einmal anschauen", so der ÖBB-Manager.